Wir begingen am 01. Oktober 2009 unser 100-jähriges Firmenjubiläum und blicken mit Freude und Stolz auf eine lange Pfefferkuchen – Familientradition zurück. Wie am ersten Tag werden unsere Spezialitäten noch immer handwerklich und nach überlieferten Hausrezepturen hergestellt.
Firmengründer Georg Gräfe sowie der Verkaufsstand um 1925
Unsere Pfefferküchlerei wurde am 01. 10. 1909 von Richard Georg Gräfe, Großvater des jetzigen Inhabers Jürgen Nitsche, auf der Schillerstraße 6 in Pulsnitz gegründet. Unser Gründer legte seine Meisterprüfung am 28. 04. 1914 ab. Seine Talente und Weitsicht zeigte er zudem in allen Lebensbereichen auch neben der Pfefferkuchenwelt als begabter Handwerker, Vordenker und Geschäftsmann. So konnte er als einer der ersten Pulsnitzer einen PKW sein Eigen nennen, was für die damalige Zeit eine Seltenheit war und die Belieferung der Märkte erheblich erleichterte. Das Küchlern und Backen der Pfefferkuchen übte er stets mit großer Leidenschaft und Hingabe aus. Schnell erarbeitete er sich dadurch einen guten Ruf auch außerhalb der Pfefferkuchenstadt. Seine hochwertigen und köstlichen Spezialitäten, wie z. B. „Gräfes Hausmarke Ingeborg-Kuchen“, erlangten große Beliebtheit und wurden im Pulsnitzer Ladengeschäft sehr gern gekauft. Ebenso wurde unserer Kundschaft die Bestellung per Postversand angeboten. Höhepunkte des Jahres waren für Georg Gräfe neben dem Weihnachtsgeschäft das damalig sehr bekannte „Neukircher Schießen“, der Lorenzmarkt bei Strehla sowie die Verkäufe in Bautzen. Diese konnte er immer mit einem großen Verkaufsstand beschicken. Zusammen mit seiner Frau Ida Maria Gräfe führte er die Geschäfte der Pfefferküchlerei über 40 Jahre und musste das Gewerbe am 31. 08. 1950 aus gesundheitlichen Gründen abgeben. Es folgten drei Jahre der Betriebsruhe, da fachlich sowie vom Alter her noch kein Nachfolger bereit stand.
Auszüge aus dem Verkaufsprospekt unseres Firmengründers Georg Gräfe
Sein Enkel Jürgen Nitsche, schon seit Kindertagen von dem Handwerk des Großvaters begeistert, begann die Lehrzeit als Pfefferküchler bei der Firma Bernhard Zeiler im Alter von fast 14 Jahren am 01. 09. 1952 und schloss diese erfolgreich mit dem Gesellenbrief am 31. 08. 1955 ab. Die Tochter des Firmengründers, Ruth Nitsche, führte unseren Betrieb zum Fort- bestand und der Überbrückung dieser schwierigen Zeiten vom 24. 09. 1953 bis Mitte des Jahres 1957 mit der handwerklichen Herstellung von Teigwaren weiter. Wie die Pfefferkuchen aus den Händen ihres Vaters waren auch die Nudeln von hoher Güte und gern gekauft.
Verpackung der Eiernudeln aus der handwerklichen Produktion von Ruth Nitsche
Sohn Jürgen Nitsche schloss Ende 1957 seine Gesellenzeit ab und strebte schon zu diesem Zeitpunkt engagiert und entschlossen die Meisterprüfung und Selbständigkeit zum Fortführen der Familientradition an. Am 12. und 13. 09. 1958 legte er seinen Meister des Pfefferküchlerhandwerkes erfolgreich und mit Stolz ab.
Meisterprüfung und Schaufenster mit dem Meisterstück von Jürgen Nitsche
Für den aufstrebenden Jungmeister folgten drei Jahre des regelrechten Kampfes um den Gewerbeschein. Am 01. 07. 1961 erhielt er nach zähem Ringen die Gewerbeerlaubnis und konnte im Alter von 22 Jahren die Wieder- und Neueröffnung der Pfefferküchlerei Georg Gräfe feiern, dessen Inhaber und Geschäftsführer er mit viel Herzblut und Leidenschaft zum heutigen Tage immer noch ist. Zusammen mit seiner Mutter Ruth und seinem Vater Erich Nitsche, einem tüchtigen und versierten Kaufmann, führte er die Geschicke des Betriebes durch die nur bedingt handwerksfreundliche DDR-Zeit. Die Rohstoffknappheit und –limitierung stellte dabei oft die schwierigste Grenze bei der Herstellung der süß-würzigen Köstlichkeiten dar. So stellte er seinen ersten Grundteig als Chef aus zwei Säcken Mehl und vier Eimern Kunsthonig und Sirup her. Auch war es den Pulsnitzer Pfefferküchlern damals aufgrund der Rohstofflage oftmals nur möglich ihr Ladengeschäft an einem Wochentag zu öffnen. Zwei Tage nach der Betriebsübernahme besuchte Jürgen Nitsche mit einem gemieteten Auto seines besten Freundes seinen ersten Markt, das Parkfest in Großharthau. Den guten Ruf und die Bekanntheit der Küchlerei Gräfe konnte er ab dann stetig steigern und seine Pfefferkuchen waren vor allem auf den besuchten Volksfesten der Oberlausitz in Neukirch, Schirgiswalde, Wilthen und Putzkau sowie in Königswartha sehr beliebt und gern gekauft. In den 70-er Jahren bekam er vom zuständigen Rat für Handel und Versorgung des Bezirkes Dresden die Standgenehmigung für einen Verkaufsstand in der Webergasse in der sächsischen Landeshauptstadt. Auch die Dresdner erfreuten sich schnell an den Köstlichkeiten aus Pulsnitz. Gern erinnert sich der Firmenchef an diese Zeit und die Schlangen in Viererreihen vor seinem zunächst mobilen, später festen Marktstand. In der Folge hielt die Firma Georg Gräfe Dresden stets die Treue und seit Ende der 80-er Jahre bieten wir unsere Original Pulsnitzer Pfefferkuchen bis heute auf der Einkaufsmeile Prager Straße ganzjährig an.
Der Meister beim Abbacken seiner Pfefferkuchen und das Aufsägen von Spitzenlängen durch unseren langjährigen Gesellen Michael Waschke
So wie die DDR-Zeit zum Einen, so brachte die Nachwendezeit zunächst auch seine Schwierigkeiten und Hindernisse mit sich, welche gemeistert werden wollten. So sanken die Nachfrage und der Absatz unseres traditionellen Backwerkes durch das plötzlich entstandene Überangebot an Süßwaren enorm. Glücklicherweise konnten diese Marktanteile ab Mitte der 90-er Jahre nach und nach zurück gewonnen werden, da sich die Handwerksqualität unserer Pfefferkuchen wieder gewohnter Beliebtheit und Kaufkraft annäherte. In diesen Zeitraum fielen ebenso mehrere Jahre erfolgreicher Teilnahmen der Firma Georg Gräfe an der Internationalen Süßwarenmesse in Köln. So wagte der Firmenchef zusammen mit seiner Frau Regina Nitsche, welche die Buchhaltung und den kaufmännischen Bereich leitet, in den Neunzigern mit einem großen Anbau zur Erweiterung der Produktionsfläche einen großen Schritt. Ebenso investierten Nitsches zur Modernisierung und Erleichterung der Herstellung in eine neue Schokoladenüberziehanlage, einen Stikkenofen sowie in eine Auslängmaschine mit Teigwalzwerk. Diese Maßnahmen stellten sich sehr erfolgreich dar und brachten unseren Betrieb wieder ein gutes Stück nach vorn.
Teilnahme an der Internationalen Süßwarenmesse 1995 in Köln - Der Firmenchef und seine Frau erfreuen sich am hohen Besuch von Frau Ingrid Biedenkopf zur Einweihung des Produktionsanbaus 1994
Seit nunmehr acht Jahren wirken die Kinder Christian und Christiane tatkräftig im Geschäft mit und übernehmen nach und nach die betrieblichen Aufgaben. Sohn Christian legte nach dreijähriger Lehrzeit von 2001 – 2004 bei der Pfefferküchlerei Handrick seinen Gesellenbrief ab. Am 07. 06. 2005 absolvierte er im Alter von 22 Jahren sehr erfolgreich seine Meister- und Betriebswirtschaftsprüfung und sein großes Ziel ist das Fortführen der Familientradition in den Fußstapfen seines Urgroßvaters und seiner Eltern. Sein Vater Jürgen erhielt im September 2008 für das 50-jährige Jubiläum als Pfefferküchlermeister feierlich den „Goldenen Meisterbrief“ von der Handwerkskammer Dresden übereicht.
Der frisch gebackene Pfefferküchlermeister Christian Nitsche, Juni 2005 – Übergabe des Goldenen Meisterbriefes an Jürgen Nitsche im September 2008
Unseren firmeneigenen Postversand, welchen Tochter Christiane Nitsche leitet, konnten wir in den letzten Jahren stetig erweitern. So steht unseren Kunden neben den klassischen Bestellwegen per Telefon, Fax und Bestellkarte dieser Onlineshop zur Bestellung unserer Spezialitäten zur Verfügung. Neben der eigens zum 100-jährigen Bestehen kreierten Pfefferkuchensorte sowie der Jubiläums-Schmuckdose würde sich unser Firmengründer Georg Gräfe über das bisher Entstandene wohl sehr freuen.
Über 100 Jahre Georg Gräfe Pulsnitzer Pfefferkuchen – Viel Tradition, stets mit einer feinen Prise Moderne gewürzt. Das sollte auch für die Zukunft ein gutes Rezept sein.